Inwiefern die unterschiedliche technische Ausstattung von Hörsystemen den Hörerfolg beeinflusst, wurde jüngst in einer niederländischen Studie untersucht. Das Ergebnis: Alle Hörsysteme, unabhängig ihrer Technologie- und damit zumeist auch Preisstufe, führten zu einer deutlichen, selbst wahrgenommenen allgemeinen Hörverbesserung. Unterschiedliche technische Ausstattungen beeinflussten den Hörerfolg zwar, allerdings nur geringfügig. Vor allem betraf das die Bereiche Erkennen, Sprache in Ruhe, Sprache im Störgeräusch und Lokalisation. Der Schweregrad des Hörverlusts, das Alter, das Geschlecht und die Art des Hörgeräts (in der Studie: Hinter-dem-Ohr- oder Receiver-in-the-Canal-Hörsystem) hatten keinen relevanten Einfluss.
Es zeigte sich jedoch nach Ansicht der Forschenden ein anderer Faktor, der für den Hörerfolg entscheidend sein dürfte: die Erfahrung des Hörakustikers und dessen besonders Eingehen auf die individuellen Vorlieben und Bedarfe des Hörbeeinträchtigten. Als ebenfalls wichtiger Einflussfaktor auf den Hörerfolg stellte sich die Häufigkeit der Nutzung des Hörsystems heraus.
Einbezogen wurden in die Studie rund 1 150 Personen zwischen 20 und 98 Jahren (Durchschnittsalter 67,7 Jahre), die bei Hörakustikern oder in audiologischen Zentren mit Hörsystemen versorgt wurden. Mittels eines Fragebogens bewerteten die Teilnehmenden vor und nach der Hörsystemversorgung verschiedene Bereiche der Hörfunktion wie Lokalisierung, Sprache in Ruhe, Sprache im Lärm und Lärm-toleranz. Die Hörsysteme waren zur besseren Vergleichbarkeit anhand ihrer technischen Ausstattung in neun Untergruppen eingeteilt worden. Allerdings wurden in der Studie Hörsysteme untersucht, die im Jahr 2018 auf dem niederländischen Markt verfügbar waren. Zwischenzeitlich wurden viele technologische Fortschritte erzielt, sodass unklar ist, ob die Ergebnisse auf aktuelle Hörsysteme übertragbar sind. Die Forschenden geben zudem zu Bedenken, dass auch der Fragebogen möglichweise nicht alle für den Hörerfolg relevanten Faktoren erfasst. Veröffentlicht wurde die Studie in der November-/Dezember-Ausgabe 2023 der Fachzeitschrift „Ear and Hearing“.
Fazit: Aufgrund der Studienergebnisse stellen die Forschenden infrage, dass Premiumhörsysteme grundsätzlich besser sind als Basisgeräte. Für den Hörerfolg scheinen die Erfahrung des Hörakustikers und die individuelle Betreuung wichtiger zu sein als die Technikstufe. Daher sollte die Wahl des Hörakustikers mit Bedacht erfolgen. Der Test verschiedener Hörtechnikstufen verhilft zu einer besseren Einschätzung des individuellen Nutzens. AF
