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Bei einem Hörverlust ist es immer ratsam, sich professionelle Hilfe zu holen. Denn nur ein Facharzt kann die genauen Ursachen des Hörverlustes feststellen und anhand dieser eine geeignete Therapie einleiten. Diese wird zunächst mithilfe diagnostischer und audiometrischer Untersuchungen ermittelt. Generell können Schallleitungsstörungen, die durch Tumore oder Erkrankungen des Außen- und des Mittelohres verursacht werden, chirurgisch geheilt oder zumindest gebessert werden wenn das Problem rechtzeitig behandelt wird. Sind hingegen das Innenohr oder der Hörnerv beschädigt (Schallempfindungsstörungen), so ist der Schaden in den meisten Fällen bleibend.

Oft wird eine Hörminderung durch die Blockade des Außenohres ausgelöst. Diese kann von Ohrenschmalzpfropfen oder Fremdkörpern im Gehörgang verursacht werden. Um das normale Hören wieder herzustellen, muss der Arzt diese Hindernisse entfernen. Auch ein entzündeter Gehörgang kann durch das Anschwellen oder das Absondern eines Sekretes die Weiterleitung der Schallwellen beeinträchtigen. Die Gehörgangsentzündung wird je nach Auslöser mit Ohrentropfen oder Antibiotika behandelt. Auch Tumore oder Knochenwucherungen im Gehörgang können die Schallleitung auf Dauer behindern. Deshalb werden sie in den meisten Fällen bei einem operativen Eingriff entfernt.

Manchmal kann eine Erkältung eine Mittelohrentzündung auslösen. Dadurch verändern sich in der Paukenhöhle, dem Raum hinter dem Trommelfell, die Druckverhältnisse, weswegen das Trommelfell akustische Signale nur eingeschränkt empfangen beziehungsweise weiterleiten kann. Auf diese Weise wird das Hörvermögen für die Dauer der Erkrankung gemindert. Um das Hörvermögen wiederherzustellen, müssen die Druckverhältnisse im Ohr normalisiert und die Entzündung geheilt werden. Meistens ist es ausreichend, das Mittelohr mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Aus diesem Grund werden dem Betroffenen abschwellende Nasentropfen oder Antibiotika verabreicht, um die oberen Atemwege frei zu machen. Bei chronischen Mittelohrentzündungen kann es außerdem noch zur Ausbildung eines Sekretes im Mittelohr kommen. In solchen Fällen hat sich ein kleines Röhrchen, das sogenannte Paukenröhrchen, bewährt. Dieses wird operativ in das Trommelfell eingesetzt und sorgt dafür, dass das Sekret aus dem Mittelohr abfließen kann und der Druck konstant gehalten wird.

Eine weitere Ursache für eine vorübergehende Schwerhörigkeit ist eine Verletzung des Trommelfelles. Das Trommelfell, eine dünne Membran, wird von den Schallwellen in Schwingungen versetzt und leitet diese über die Gehörknöchelchen an das Innenohr weiter. Bei einem Trommelfelldefekt kann dieses nicht mehr richtig schwingen. Zusätzlich gelangen die Schallwellen durch die Öffnung direkt in das Mittelohr. Dir Folge ist eine geringgradige Schalleitungsschwerhörigkeit. Die Größe des Risses kann sich auf den Grad der Hörminderung auswirken. Kleinere Risse regenerieren sich innerhalb einiger Wochen von selbst, während größere Wunden einen medizinischen Eingriff erfordern; seltener muss das Trommelfell gänzlich ersetzt werden. Damit sich das verletzte Ohr nicht entzündet, werden dem Patienten Medikamente verabreicht, die einer Entzündung vorbeugen.

Ebenso haben akustische Traumata, wie zum Beispiel ein Knalltrauma, eine Hörminderung zur Folge. Bei der Behandlung werden durchblutungsfördernde Medikamente eingesetzt, außerdem sollte das Ohr möglichst geschont werden. Häufig bessern sich die Beschwerden nach einigen Tagen wieder. Ähnliche therapeutische Mittel kommen auch bei einem Hörsturz zum Einsatz.

Es kommt jedoch immer wieder vor, dass sich das Hörvermögen nicht mehr regeneriert. Zumeist werden solche Schäden durch Lärm, Konsumgüter oder bestimmte Medikamente verursacht oder sind eine Folge des natürlichen Alterungsprozesses. Für diese Fälle stehen vielfältige Hörsysteme und zusätzliche Hilfsmittel zur Verfügung. Ist der Hörschaden so stark, dass mit Hörsystemen kein ausreichendes Sprachverstehen mehr erreichbar ist, kommen Cochlea-Implantate (CI) zum Einsatz.

Auch bestimmte Erkrankungen wie beispielsweise die Otosklerose können eine dauerhafte Hörminderung hervorrufen. Infolge der Otosklerose verknöchern die drei über Gelenke miteinander verbundenen Gehörknöchelchen Hammer, Ambos und Steigbügel und sind nicht mehr in der Lage, die vom Trommelfell kommenden Vibrationen vollständig an das Innenohr zu übertragen. Dies hat zur Folge, dass der Betroffene akustische Informationen nur bruchstückhaft hört. Ist die Erkrankung so weit fortgeschritten, dass der Schaden mithilfe von Hörsystemen nicht mehr ausgeglichen werden kann, so wird bei einer Operation der Steigbügel durch eine Prothese ersetzt. Ebenso besteht die Möglichkeit, mithilfe von Knochenschall-Implantaten die Gehörknöchelchenkette zu umgehen, indem die Schwingungen über die Schädelknochen zum Innenohr übertragen werden.

Viele Menschen, die von einer Schwerhörigkeit betroffen sind, nehmen parallel dazu auch pfeifende, piepende, brummende, rauschende oder andere Ohrgeräusche (Tinnitus) wahr, die jedoch keiner äußeren Schallquelle zugeordnet werden können. Selten werden die Geräusche vom eigenen Körper generiert, in den meisten Fällen liegen dem Tinnitus jedoch keine objektiven Ursachen zugrunde. Aus diesem Grund lässt sich dieser nicht gezielt bekämpfen. Allerdings können Betroffene lernen, mit dem Tinnitus umzugehen und diesen mit der Zeit auszublenden. Als besonders hilfreich haben sich Verhaltenstherapien, Entspannungsübungen oder Physiotherapien erwiesen. Träger von Hörsystemen haben die Möglichkeit, ein Gerät zu erhalten, dass zusätzlich ein Geräusch generiert, welches individuell auf den Tinnitus des Betroffenen anpassbar ist. Auf diese Weise wird das Gehirn beim Ausblenden der Geräusche gezielt unterstützt.

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