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  1. Schwerhörigkeit begünstigt Demenz: Ergebnisse zahlreicher Studien belegen, dass sich das Tragen von Hörsystemen positiv auf die Lebensqualität der Betroffenen auswirkt. Forscher fanden heraus, dass sich Hörsystemträger insgesamt ausgeglichener fühlen und geistig langsamer abbauen als Schwerhörige, die keine Hörhilfe tragen. Vermutlich müssen Letztere mehr geistigen Aufwand betreiben, um ihren Hörverlust auszugleichen, weswegen andere Funktionen des Gehirns auf der Strecke bleiben. Auf Dauer führt dieser Zustand zur Entstehung einer Demenz. Diese wird zusätzlich vom sozialen Rückzug des Betroffenen begünstigt. Bereits bei einer leichten Schwerhörigkeit soll das Demenzrisiko zweifach höher sein als bei gut Hörenden, bei einer mittleren Schwerhörigkeit dreifach höher und bei einer starken Schwerhörigkeit sogar fünffach höher. Die Forscher sind sich einig, dass Hörsysteme diese Entwicklung abbremsen können: Die kognitive Leistung der Probanden, die mit Hörsystemen ausgestattet sind, war genauso gut wie die der Normalhörenden.
  2. Musik gegen Schwerhörigkeit: Laut einer US-amerikanischen Studie verbessert das Spielen eines Instrumentes die auditive Wahrnehmung. Die positive Wirkung des Musizierens wurde anhand zweier Gruppen untersucht, deren Teilnehmer eine Hörminderung aufweisen. Alle Teilnehmer, die ein Instrument spielen, wurden einer Gruppe zugewiesen, während diejenigen, die kein Instrument spielen, der anderen Gruppe zugeteilt wurden. Anschließend absolvierten beide Gruppen einen Hörtest in einer lauten Umgebung. Während des Tests wurde die Aktivität des Gehirns mithilfe eines EEGs gemessen. Es stellte sich heraus, dass die Schwerhörigen, die ein Instrument spielen, Geräusche besser wahrnehmen und sich diese besser merken konnten, als die Nichtmusiker. Auch treten bei Letzteren die Anzeichen für eine Schwerhörigkeit im Durchschnitt fünf Jahre früher auf als bei Menschen, die aktiv musizieren. Im Übrigen haben laut einer anderen Studie auch bestimmte Videospiele einen ähnlich positiven Effekt auf das Gehör wie Musik. In einer Untersuchung mussten die Spieler spezifische Geräusche in lauten Spielszenarien erkennen, was zeitgleich ihr Gehör und damit Sprachverstehen trainierte. Allerdings nur kontinuierliches Training diesen Effekt erhalten.
  3. Gentherapie gegen Schwerhörigkeit: Schwerhörigkeit oder Taubheit können vererbt werden. Grund dafür sind genetische Mutationen, welche beispielsweise die Struktur der Haarzellen verändern. Aufgrund dieser Fehlbildungen können die vom Trommelfell ausgehenden Schwingungen nicht in elektrische Impulse umgewandelt und folglich nicht an das Gehirn weitergeleitet werden. Solche Erkrankungen des Innenohres gelten als unheilbar und werden je nach Schweregrad mit einem Hörsystem oder Cochlea-Implantat versorgt. US-amerikanischen Forschern ist es jedoch gelungen, das Gehör von Mäusen dank einer Gentherapie wiederherzustellen. Der Austausch der entsprechenden Gensequenzen wurde mithilfe speziell gezüchteter Viren bewerkstelligt, die in das Innenohr eindrangen und dort gesunde Gene einzuschleusen konnten. Nach der Behandlung trat bei den Mäusen eine spürbare Verbesserung des Gehörs und des Gleichgewichtsinnes ein. Anschließende Tests, die an menschlichen Geweben durchgeführt wurden, konnten belegen, dass dieses Verfahren auch bei Menschen funktionieren könnte. Allerdings wird noch viel Zeit vergehen, bis diese Methode in der Praxis anwendbar ist. Mehr dazu: hier sowie in „Spektrum Hören“ 4/2017.
  4. Schwerhörigkeit und Konzentrationsschwäche: Mit dem Alter nimmt nicht nur die Hörfähigkeit ab, sondern auch die Aufmerksamkeit. Laut den Wissenschaftlern des Leipziger Max-Planck-Institutes kann die Schwerhörigkeit auch auf die nachlassende Konzentration zurückzuführen sein. Im Rahmen der Studie wurden junge und betagte Teilnehmer aufgefordert, über einen längeren Zeitraum hinweg verschiedene Aufgaben zu lösen; dabei befanden sie sich in einer unruhigen Umgebung. Während des Tests wurden sogenannte Alphawellen gemessen, also elektrische Potenziale des Gehirns, die mit Konzentration in Verbindung gebracht werden. Es stellte sich heraus, dass die Alphawellen der älteren Probanden ungleichmäßiger waren als die der jungen Teilnehmer. Das bedeutet, dass ältere Menschen schneller unaufmerksam werden und nicht alle Informationen aufnehmen, wenn sie sich in einer schwierigen Hörsituation befinden.
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  5. Immer mehr junge Menschen haben eine Hörminderung: Nach Angaben der Krankenversicherung BARMER GEK werden immer mehr junge Menschen im Alter von 15 bis 35 Jahren mit Hörhilfen versorgt, wobei der Anteil der Betroffenen unter 20 Jahren deutlich größer ist. Vermutet wird, dass dieser Trend mit dem leichtsinnigen Umgang der Jugendlichen mit ihrem Gehör zusammenhängt, denn immer mehr junge Menschen hören laute Musik über Kopfhörer, was sich auf Dauer negativ auf die Sinneszellen in der Hörschnecke auswirkt. Das Phänomen könnte aber auch damit erklärt werden, dass die Hörhilfen immer unscheinbarer werden und relativ unauffällig getragen werden können, weshalb sich immer mehr hörbeeinträchtigte Jugendliche dazu entschließen, Hörsysteme zu tragen.

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